Tour 14 Frankfurt-Calais-London
Sonntag abend, Frankfurt/Main.
Es gibt freudige Nachrichten zu verkünden. Ich habe demnächst Chloro als motivierten Neuzugang in meiner Firma als Fahrer, worauf ich mich sehr freue. Im Vorfeld hatten wir schon einige Telefonate geführt, doch nun wollte ich ihn auch mal Auge in Auge gegenüber stehen.
Ich wußte, dass er eine Tour auf die Insel fährt. Da lag doch nichts näher als Achim, meinen Dispo, auf eine Tour nach England scharfzumachen. Und siehe da, er hat eine Tour Autoersatzteile für`s Vauxhall-Zentrallager nach London abgegriffen. Naja, für den Chef kann man sich schonmal ins Zeug legen.
So, dann wollen wir mal, schließlich wollen wir uns in Calais an der Fähre treffen.
Aber irgendwie ist hier heute der Wurm drin, überall Polizei und Umleitungen, ich komm fast gar nicht vom Hof der Firma.
Und so mache ich erstmal eine große Stadtrundfahrt durch Frankfurt. Schließlich erfahre ich auch den Grund des Aufhebens über den Verkehrsfunk: Auf der A3 hat es einen Unfall mit einem Gefahrguttransporter gegeben, nun muss alles durch die Stadt gelotst werden.
Dafür läuft es auf der Autobahn ab Frankfurt herrlich entspannt, so das ich gegen Mitternacht die belgische Grenze erreiche und ich meinen Tank auffülle.
Nach einer kleinen Pause auf einem tollen Rastplatz mit 24h-Imbiss erreiche ich dann auch endlich die Abfahrt zur Fähre nach Calais. Mittlerweile klingelt das Telefon und Chloro fragt, wo ich denn bin. Ich schildere ihm meinen derzeitigen Standort und ich merke seinen Nervosität, die übrigends auch bei mir vorhanden ist.
So, Calais ist erreicht, nun nur noch Cloro finden. Er hat mir gesagt, er hat grüne Container drauf. Da, da vorne, das müsste er sein. Richtig, die Begrüßung ist herzlich, als wenn wir uns schon ewig kennen. Und ich muss sagen, er hat wirklich `ne hübsche Freundin, die ihn da begleitet. Oder ist das gar nicht seine Freundin, von der er immer schwärmt? Kleiner Scherz... :lol:
Wie es weitergeht? Abwarten...
Liebe Grüße von Chloro und dem
W
Tour 14 Fortsetzung Calais-London
Nachdem der Abend so schnell um war, wir hatten ja einiges zu erzählen und zu klären, versackten wir dann irgendwann in den Kojen. Wir nahmen uns vor, die Frühfähre nach Dover zu nehmen. Also musste ich erst noch Tickets kaufen und meine Papiere abstempeln lassen. Alles zu bester Zufriedenheit der Zöllner, war da schon anderes gewohnt, denke da nur an Osteuropa.
Chloro war auch relativ schnell fertig, seine Perle brauchte ein wenig länger, die Schminke saß noch nicht richtig... :lol:
Aber dann schob sich die Fähre pünktlich aus dem Hafenbecken Richtung Insel.
Nach ca. 1,5 Stunden Überfahrt, die wir meist am Oberdeck verbrachten, legte die Fähre wieder in Dover an. Mit dem schönen Wetter war es dann aber anscheinend wie erwartet schnell vorbei. Inselwolken waren angesagt. Egal, wir sitzen ja eh im Trockenen.
Ab jetzt heißt es aber aufpassen, denn in England herrscht ja bekanntlicherweise fieser Linksverkehr und das schon ab dem Fährhafen. Holzauge, sei wachsam! :mrgreen:
So, hier trennen sich unsere Wege für`s Erste. Chloro fährt weiter landeinwärts, ich fahre geradeaus in den Moloch von London. Wir haben vereinbart, das er sofort vorbeikommen soll, wenn er mit seiner alten Firma fertig ist. Bis dahin wünschte ich ihm und seiner Freundin eine unfallfreie Fahrt und er soll die Ohren steif halten.
Irgendwann hab ich auch die Firma gefunden. Wie sich herausstellte, baut Vauxhall mit der Genehmigung von IKARUS die bewährten IKARUS-Busse als Doppelstöcker als Ersatz für die ausgedienten roten Riesen, die durch`s Stadtgebiet kreisen. Sie sollen hier mit modernster Technik wie Hybrid usw. hergestellt werden. Ich bekomme meine Ladung abgenommen und rufe erstmal Achim an...
Fortsetzung folgt, Grüße vom
W
Tour 15 London-Paris
Achim klang am Telefon gar nicht entspannt, er hatte einen Eilauftrag auf dem Schreibtisch zu liegen. Er sagt, wir haben noch einen Kühltrailer auf dem Hof der Firma "Rungis", die ja bekanntlicherweise alles, was auf der Welt kreucht und fleucht, auf den Essenstisch bekommen. Der ist beladen mit irischen und englischen Spezialitäten, die nach Paris zur dortigen Filiale geliefert werden sollen. Allerdings diesmal mit Zwischenstation am Londoner Flughafen, denn dort sollen noch Teile davon mit dem Flieger nach Übersee mitgehen. Am besten noch vorgestern, wenn`s geht. Ja geht`s noch? Aber Service ist Trumpf, ist ja unser Firmenmotto...
Also machte ich mich auf den Weg.
Nach Ankunft machte ich erstmal `ne Runde um den Trailer, ob`s irgendwlche Beschädigungen gibt. Jens hatte ihn als Letzter auf der Sattelplatte, der musste auch wegen einem anderen dringenden Auftrag den Auflieger wechseln.
So, in der Frühe vor der großen Rushhour geht es aus der großen Stadt. Vorbei am "London Bridge", einem der Hauptbahnhöfe von London im Süden der Stadt.
Ankunft vor den Toren von Heathrow. Am Liefertor muss ich erstmal fragen, wo es langgeht zu "Cuisine Air", so steht`s in den Papieren. Einmal links, nächste rechts, und dann immer der Nase nach, erklärt mir der beleibte Security-Mitarbeiter. Der lässt es sich gutgehen in seinem Häuschen... :lol:
Oje, der Flieger wartet schon. Zwar nicht auf mich, aber auf meine hochwertige Spezialfracht. Muss recht teuer sein, und soll wohl für einen Megareichen heute Abend auf einer Dinerparty gereicht werden. Na dann: "Guten Appetit!"
Das ging ja schneller als Kinderkriegen. Aber so ist es, wenn man schon erwartet wird, ansonsten stehst du dir vor der Rampe die Reifen platt, weil du nur `ne Nummer unter vielen bist.
Jetzt aber auf zur Fähre, denn die wartet bestimmt nicht auf mich. Ich muss aber meine Terminfracht pünktlich liefern. Da könnten sonst Folgeaufträge der Firma flöten gehen, denn die haben in Deutschland auch Filialen und zahlen gut.
Kurz vor Dover...
Ohne Zwischenfälle erreiche ich die Hafenstadt Dover, ich liege voll im Zeitplan und kann einen Teil meiner Ruhepause im Hafen und den anderen auf dem Schiff machen.
Oh, Jens hat sich meinen alten Auflieger geschnappt. Er muss aber auch erst vor kurzem eingetroffen sein, sein Auspuff knistert noch. Ich lass ihn aber ruhen, bin ja selber müde. Hab ich wenigstens einen gefunden, der die Plane mal wäscht... :mrgreen:
In Calais hab ich denn wieder festen Halt unter den Reifen, die Überfahrt war ganz schön schaukelig. Die LKW mussten alle nochmal nachgezurrt werden. Von Westen soll weiteres Schlechtwetter reinkommen.
Und siehe da, wenn man vom Teufel spricht, ist er auch schon da. So ein heftigen Platzregen hab ich schon lange nicht mehr erlebt. Ich war drauf und drann, rechts ran zu fahren, weil durch die Spurrillen fast kein lenken mehr möglich war.
Pünktlich am Stadtrand von Paris ebbte die Stärke des Regens ab und es sah so aus, als ob er sich ganz verziehen würde.
Und als ob nie was war, strahlte der Himmel mit meinem Gemüt um die Wette. Wenn ich jetzt noch in dem Getümmel die Firma finde, können der Tag und ich Freunde werden. Zum Glück hab ich ja Navi an Bord und somit kann nichts mehr schief gehen. Ich stelle das Ding auf eine junge französiche Frauenansagestimme ein und lächle vor mich hin.
Ankunft bei "Rungis Paris". Etwas umständlich gelungen diese Abladestelle, aber heute kann mich nichts mehr erschüttern, außer Chloro will doch woanders anfangen. Ich schließe erstmal den Bock ab und gehe runter an die Seine, um einen Espresso und die schönen Mädchen zu geniessen.
Bis ich wiederkomme, müsst ihr euch gedulden. Bis dahin denke ich an euch, euer
W
Tour 16 Paris-München
Als ich mit Kaffee trinken an der Seine fertig war, hatte ich immer noch Zeit, denn Achim rief mich zwischenzeitlich an, das "Feinkost Käfer" in München verschiedene Köstlichkeiten geordert hat. Diese sind aber noch nicht alle im Lager, so das ich mir keinen Stress machen sollte.
Ok, schlendere ich eben mal beim örtlichen LKW-Händler vorbei, man ist ja immer interessiert an Neuigkeiten. Und was sehen meine alten Augen: Einen feinen hergerichteten Scania V8 mit 580 PS. Ich umrunde 4 mal die Kiste, das erweckt natürlich die Aufmerksamkeit des Händlers, der hinter der Scheibe schon ganz argwöhnisch guckt.
Er kommt zu mir und sagt, das diese neue SZM zurückgegeben worden ist, weil sich der eigentliche zukünftige Besitzer ein wenig mit seinen Finanzen verhoben hat. Er erklärt mir die Sachlage, nennt mir Details und Preise, nachdem ich ihm von meinem DAF erzähle. Und wie es kommen muss, ich kann mich wieder nicht zügeln und schlage zu. Ich gebe meinen DAF in Zahlung, wir machen einen ordentlichen Preis mit Rabatt, weil ich den LKW gleich in der hauseigenen Lackiererei in Firmendesign lacken lasse.
Da muss eben Rungis mal kurz warten, es gibt wichtigere Dinge im Leben. Ein Mitarbeiter fährt mich zu meinem LKW und gemeinsam fahren wir zum Händler. Es wird die letzte Fahrt mit ihm, ich hoffe, er findet einen guten Fahrer, der auch so pfleglich mit ihm umgeht.
Für so einen spontanen Kauf wurde natürlich alles in die Wege geleitet und raus kam das hier:
Im Zusammenspiel mit dem Trailer finde ich eine runde Sache. Dann hieß es Abschied nehmen und ich ließ meinen DAF zurück in der Hoffnung, das er ein gutes zweites Zuhause findet.
Dann hieß es aber schnell zurück zu Rungis, den Trailer beladen und ab durch die Mitte Richtung München. Man, war schon ein tolles Gefühl und erst der Sound. Ich bin die ganze Zeit mit offenem Fenster gefahren...
Was für ein toller Tag, die Bahn war frei, die Schweiz lasse ich hinter mir. Ach mir fällt noch ein, das ich chloro Bescheid sagen muss, das sein "neuer" Truck in Berlin steht zum Abholen. Den alten F12 hab ich günstig über ein Online-Auktionshaus geschossen, damit kann der Bursche seine ersten Touren bei mir fahren... :mrgreen:
Was er nicht weiß, das auf dem Hof bei uns schon sein neuer steht, aber psssst... :lol:
Der Tag geht zur Neige, chloro war natürlich nicht begeistert von meinem Anruf, aber ich werd ihn ein bisschen zappeln lassen... Auf meinem Navi erscheint eine Tankstelle, da werd ich mal meine Pause machen.
Nachdem ich getankt habe, bezahle ich den Sprit und decke mich noch mit ein paar Snacks für die Weiterfahrt ein.
Zum Glück finde ich noch einen freien Platz direkt an einer Laterne in Sichtweite des Kassenraums. So steht er ein wenig unter Beobachtung, falls was sein sollte. Ich brauchte auch gar nicht lange, bis ich eingeschlafen bin, naja, nach so einem Tag auch kein Wunder.
So, früh morgens bin ich auch der erste, der wieder vom Parkplatz startet.
München, ich komme...
Fortsetzung folgt..
Fortsetzung Tour 16
Ja ja, München ich komme. Das war leichter gesagt als getan. Mich bzw den Trailer erwischte doch kurz nach der Weiterfahrt auf der Autobahn die Defekthexe in Form von grottenschlechter Bremswirkung. Das konnte natürlich nicht so weitergehen, deshalb fuhr ich gleich die nächste Abfahrt runter und hatte Glück.
In dem Ort gab es eine LKW-Werkstatt, die sich meinem Problem gleich annahmen. Nun war ich zur Warterei verdammt. Ich erkundete zu Fuß ein wenig die kleine bayrische Idylle und ließ mir in einem park noch die Sonne auf den Bauch scheinen.
Bis zum Abend hin schraubte und werkelte, prüfte und stellte die fleißige Mannschaft an der Bremse rum, bis sie wieder zur vollsten Zufriedenheit funktionierte. Da ließ ich mich nicht lumpen und füllte die Kaffeekasse ordentlich.
So, jetzt aber fix die Reifen in den Asphalt gedrückt und auf schnellstem Wege nach München, denn die warten bestimmt schon auf mich.
Die Lichter der nie schlafenden Großstadt scheinen schon von weitem und erleuchten langsam die dunkle Nacht.
Gegen 23.45 Uhr erreiche ich die Stadtgrenze und dann werde ich gleich zum Messegelände fahren, denn dort hat "Feinkost Käfer" einen eigenen Logistikstützpunkt.
Ich habe Glück und es wird hier auch in der Nachtschicht gearbeitet, so das der Auflieger von den Kollegen vor Ort entladen wird.
Mittlerweile habe ich noch zu vermelden, das sich GTS12 bei mir in der Probezeit befindet und bei entsprechendem Verhalten und Fahrweise gute Chancen hat, übernommen zu werden. :lol:
So, nächste Tour geht nach Hause, ich muss ja Chloro empfangen...
Bis die Tage, euer
W