Teil 6:
Nachdem
ich etwas geschlafen habe, sind die bei Stokes so freundlich, mich ihre sanitären
Einrichtungen benutzen zu lassen. Frisch geduscht und in frischen Klamotten
fühlt man sich doch schon viel besser. Ich gehe mir noch einen heißen Kaffee
und etwas zu Essen hohlen und nachdem ich alles verdrückt, ausgetrunken und
eine geraucht habe mache ich mich auf den Weg nach Metz.
Durch die
gute Musik im Radio, das herrliche Wetter und den Genuss von einem Päckchen
Kippen, merke ich gar nicht wie die Zeit vergeht, bis ich kurz vor Dover bin.
Mit
vor Hunger grummelnden Magen parke ich den Truck auf der Fähre und gehe mir ins
Bistro der Fähre und kaufe mir ein belegtes Baguette und einen Kaffee und setze
mich an einen der Tische dort. Als ich gerade den ersten Bissen tun wollte
schlägt mir jemand auf die Schulter: „Mensch, wenn das nicht Owl ist!“ Ich
drehe mich um, und hinter mir steht Johny, ein alten Freund den ich vor 10
Jahre auf meiner ersten großen Tour von Frankfurt nach Rom kennen lernte. Er
fuhr für eine Berliner Spedition die Route Berlin-Frankfurt-Rom-Berlin.
Ich: Johny?! Wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehn.
Johny: Rund 3 Jahre nicht mehr. Wie geht’s dir denn so?
Ich: Kann mich nicht beschweren und dir?
Johny: Super. Man kann mir zu meiner neuen Stelle in London gratrulieren.
Ich: Wiese, hat dich deine Spedition rausgeschmissen?
Johny: Ne, aber wir haben ne Filiale in London aufgemacht und mich zum
Filialleitet dorthin versetzt.
Ich: Ich hab mich schon gewundert dich auf einer Fähre von Dover nach Calais zu
treffen, weil du doch sonst immer zwischen Berlin und Rom umher kutschiert bist.
Aber wieso fährst du als Filialleiter noch Touren?
Johny: Ich fahre die Tour London-Brüssel-London zweimal die Woche, weil ohne
Truck fahrn geht’s nun auch wieder nicht.
Ich: Und was sagt Anne dazu? Sie ist wohl nicht so glücklich, dass du jetzt in
London lebst.
Johny: Sie ist froh darum. Sie hat nämlich in London eine Stelle in einer
Klinik angeboten bekommen, wo sie schon immer praktizieren wollte. Aber genug
von mir, ich hab gehört, du hättest eine eigene Spedition aufgemacht.
Ich: Stimmt, vor etwa 3 Monaten zusammen mit Tim und Isa. Vor rund nem Monat
ist unsre Garage in Frankfurt jedoch samt Truck abgebrannt, Also sind wir von
dem Geld das wir übrig hatten, und dem Geld der Versicherung nach Saarbrücken
umgezogen, haben nen neuen Truck gekauft und machen jetzt weiter. In der Zwischenzeit
bin ich für unsre Nachbarn in Saarbrücken, Trameri, als Aushilfe gefahren, um
unsre Kasse ein wenig aufzustocken.
Johny: Dann gehe ich recht in der Annahme, dass bei dir und Sandra es ähnlich
gut läuft wie bei mir und Anne, zumindest das Berufliche?
Ich: Sandra hat mich vor 2 Jahren verlassen.
Johny: Das tut mir leid. Ich wollte keine alten Wunden aufreisen.
Ich: Hast du nicht.
Johny: Dann ist ja gut. Dabei dachte ich immer ihr seid das perfekte Paar.
Ich: Naja, sie wollte Familie usw., aber vor allem einen Mann der viel mehr
zuhause ist, und ich war nicht bereit mit den großen Touren aufzuhören. So ist
es halt gekommen wie es kommen musste.
Johny:Aberjetzt erzähl mal wie es so ist, seine eigene
Spedition zu haben.
Wir reden bis die Fähre in Calais andockt. Wir reden über alles
Mögliche, über alte Zeiten usw. Nach dem wir uns verabschiedet haben, gehe ich
zu meinen Truck und fahre von der Fähre.
Auf der Fahrt nach Metz rauche ich meine letzten Zigaretten,
und kann nicht aufhören über Sandra und die alten Zeiten zu denken. Mit 18 zog
ich von Neunkirchen/Saar nach Frankfurt wo ich eig. Bankkaufmann lernen wollte.
Ich lernte Sandra abends in einer Kneipe kennen und wir verstanden uns auf Anhieb.
Nach ein paar Wochen waren wir ein Paar. Sie studierte damals Archäologie, ein
Kindheitstraum von ihr, und sie war es auch die mich bei meiner Entscheidung
unterstützte die Bankkaufmann-lehre abzubrechen, und dass zu machen was ich
immer wollte. So stieß ich auf die "Steier Logistik Frankfurt", die
mir den Führerschein Klasse CE bezahlten, und mich zum Fernfahrer ausbildeten.
Dort lernte ich auch Tim, Isa und die anderen kennen. Sandra und ich zogen
schließlich zusammen und mit dem Führerschein in der Tasche fuhr ich für Steier
Touren innerhalb Deutschlands. Sandra brach ihr Studium irgendwann ab, und
machte stattdessen, paradoxer Weiße, eine
Ausbildung zur Bankkauffrau. Mit 21 bekam ich schließlich meine erste große
Tour von Frankfurt nach Rom, auf der ich dann auch Johny kenne lernte. Als die
Jahre vergingen meinte Sandra, dass es für mich auch mal Zeit werden würde,
erwachsen zu werden. Seine Kindheitsträume zu leben sei ja gut und schön, aber
sie sei ja schließlich auch erwachsen geworden, und hätte etwas Anständiges
gelernt. Ich aber fühlte mich auf den Straßen Europas zu Hause, und konnte mir
nicht vorstellen, darauf zu verzichten. Als sie dann eine Familie gründen
wollte, stellte sie mich vor die Wahl, weiterhin in Europa herumzufahren, oder Sie, denn sie wollte nicht länger warten bis ich „erwachsen“ werden würde um mit ihr eine Familie zu gründen. Ich denke, wenn sie die Richtige gewesen wäre,
hätte ich vermutlich, das Truck-fahren aufgegeben, aber das hab ich nicht, und
so hat sie mich vor rund 2 Jahren verlassen. Ich war und bin ihr nicht böse,
ich war zwar traurig und habe sie vermisst, aber ich konnte ihren Standpunkt
auch verstehen. Seit dem Tag war ich nur noch selten in der Wohnung in
Frankfurt. Sonst wenn ich von einer langen Tour zurück kam, roch es im Hausgang
schon nach Kaffee, und wenn ich ins Wohnzimmer trat, saß sie schon auf der
Couch, hatte gute Musik aufgelegt und zwei Kaffee auf den Tisch gestellt. Wir
küssten uns, und erzählten uns, was wir alles in der Zwischenzeit erlebt,
gesehen und gehört hatten, wie es uns ging usw. Ich sah der Wohnung an, dass darin ein Leben stattfand, wenn ich nach Hause kam. Wenn ich nach der Trennung nach Hause kam, war alles genauso
wie ich es verlassen hatte. Es fühlte sich kalt und einsam an. Deswegen fiel es
mir auch nicht schwer, alles in Frankfurt hinter mir zu lassen, die Wohnung zu
verkaufen und nach Saarbrücken zu gehen. Vielleicht habe ich mir deshalb in SB
auch noch keine neue Wohnung gesucht, weil ich Angst habe, dass es wieder kalt
und einsam wird. Ich vergrub mich so dermaßen ins Fahren, dass ich sogar den
letzten Monat als Aushilfsfahrer für Trameri unterwegs war. Offiziell nur um
unsre Kasse aufzustocken, aber eig. flüchtete ich vor dem Gefühl der Einsamkeit.
Seltsamer weiße fühle ich mich auf der Straße nie allein, ich fühle mich
geborgen und zuhause, auch wenn es manchmal stressig und ermüdend ist.
So in Gedanken versunken merke ich gar nicht, dass
bereits die Sonne aufgegangen ist und ich nicht mehr weit bis Metz habe.
Eine knappe Stunde später stehe ich bei EuroGoodies in Metz und koppele den Aufleger ab. Ich
gehe etwas frühstücken, kaufe mir ne Stange Kippen und rufe bei dem rauchen
einer Zigarette Isa an.
Isa: Guten Morgen Owl. Hat alles geklappt?
Ich: Ja Speiseeis abgeliefert und bereit für ne neue Lieferung.
Isa: Komm erst mal zurück nach SB. Tim und ich haben etwas mit dir zu bereden.
Ich: Bin schon auf dem Weg. Bis später!
Isa: Tschüssi!
Also mache ich mich auf den Weg nach SB
An der Deutsch-Französischen Grenze werde ich von der Polizei raus gewunken. Sie
kontrollieren aufs Genauste, dass alle Anbauteile eingetragen sind bzw. ich
dafür eine ABE habe.
Nachdem sie nichts Negatives finden konnten, fuhr ich weiter bis ich um 10 vor 9 in SB in die Garage fuhr.
Ich steige aus und gehe ins Büro wo bereits Isa und Tim auf
mich warten. Nach dem wir uns begrüßt haben nehme ich mir eine Tasse Kaffee und
stecke mir ne Kippe an. Ich frage die
bedien was sie mit mir besprechen wollte. Tim erzählte mir, dass wir bald die
Garage abreisen, und eine größere Garage, mit Platz für 3 LKWs, bauen könnten,
natürlich nur wenn es mit den Aufträgen so gut weiter geht. Wir könnten uns
dann zwei weitere Trucks kaufen und noch zwei Fahrer einstellen. Ich finde die
Idee gut und willige ein, über lasse aber Tim und Isa die genauere Planung usw.
Als ich etwas Ruhen gehen will, sagt Tim:
Tim: Owl, warte noch kurz, ich habe noch ne Überraschung für
dich, ich hab neue Logos machen lassen, und diese, sowie ein paar Anbauteile
werden nachher noch angebracht.
Ich: Dann bin ich mal gespannt wie er nachher aussieht.
Fortsetzung folgt……
P.S.: Kritik und andere Kommentare sind wie immer gerne
gesehen.